Das Christentum und die Germanen.
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Winnen. Man erzählte, er habe einst auf dem römischen Sklavenmarkt schöne germanische Knaben zum Verkauf ausgestellt gesehen; auf die Frage welchem Volke sie angehörten, antwortete man ihm, es seien Angeln; da sagte er: „Sie sollen Engel werden." Die Angelsachsen nahmen das Christentum mit großem Eifer an; bald zogen angelsächsische Missionare aus, um das Evangelium weiterzutragen. Willibrord predigte es den Friesen, welche von der Rheinmündung nach Osten wohnten und mit den Franken seit langer Zeit im Grenzkriege lebten.
Noch bedeutender aber wirkte Winfried oder, wie ihn der Papst Bonifattus. später nannte, Bonifatius. Er stammte aus einem edlen Geschlecht in Wessex. Früh war er in ein Kloster eingetreten. Als er die Priesterweihe empfangen hatte, ging er zu den Friesen, um dort zu predigen. Nachdem er darauf ein erstes Mal in Rom geweilt und sich vom Papst selbst die Vollmacht hatte geben lassen, den Deutschen das Christentum zu bringen, wirkte er besonders in Hessen und Thüringen. Als ein gewaltiger Prediger, der die Gemüter entflammte und mit sich fortriß, als starke Persönlichkeit, die furchtlos der Gefahr entgegenging, unbeirrt ihr Ziel verfolgte, zugleich Ehrfurcht gebot und Liebe weckte, wurde er zum Apostel der Deutschen.
Zu Geismar in Hessen fällte er eine dem Donar geweihte Eiche, ohne, wie die Heiden glaubten, von der Rache des Gottes ereilt zu werden. Ergründete Kirchen, stellte Geistliche an, baute Klöster, unter denen Fulda hervorragt. Vom Papste wurde er zum Erzbischof ernannt und erhielt seinen Sitz in Mainz; als solcher schuf er Bistümer, teilte ihnen ihre Sprengel zu und organisierte so, unterstützt von Pippin, die germanische Kirche. Er ist es auch gewesen, der die Bischöfe des Frankenreichs veranlaßte, sich zum Gehorsam gegen den Papst zu verpflichten; er hat dies für nötig erachtet, um zu verhindern, daß die fränkische Geistlichkeit von neuem in Verwilderung und weltliches Leben herabsänke.
In seinem Alter lebte wieder die Sehnsucht in ihm auf, den Friesen das Evangelium zu predigen. Im Friesenlande ist er von einer heidnischen 754. Schar überfallen und, da er jede Gegenwehr verbot, getötet worden; feine Leiche liegt in Fulda begraben.
§ 23. Deutsche Bistümer und Klöster. So nahm das Christentum auf germanischem Boden zu. Bistümer hatten bereits in vielen der Bummer, alten Römerstädte bestanden, z. B. in Köln, Mainz und Trier, in Straßburg und Augsburg. Dazu traten nunmehr die von Bonifatius gegründeten Bistümer, z. B. Würzburg, Regensburg. Salzburg.
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Karl der Große.
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Sein Reich war ein Weltreich; er gebot über Germanen und Romanen.
Er war der Schirmherr der abendländischen Kirche, der Beschützer des abendländischen Christentums. Unter diesen Umständen erwachte der Gedanke, das abendländische Kaisertum, das im Jahre 476 sein Ende gefunden hatte, wieder zu erneuern. Im Jahre 800 weilte Karl in Rom, um die römischen Verhältnisse zu ordnen; denn der Papst Leo Hi. war im vorigen Jahre durch eine Gegenpartei aus der Stadt vertrieben worden und hatte nur unter dem Schutze eines fränkischen, von Karl abgesandten Grafen zurückkehren können. Damals setzte ihm am Weihnachtstage der Papst am Altar Katserder Peterskirche die Kaiserkrone auf das Haupt, und das Volk begrüßte Wänazt. ihn unter lautem Jubel als römischen Kaiser. So war ein Germane Nach- 800' folger der Cäsaren geworden. Nicht an Macht, wohl aber an äußerem Glanz erfuhr die Stellung Karls durch die Kaiserkrönung einen gewaltigen Zuwachs;
Rom aber zu erobern und die Kaiserkrone zu gewinnen, ist seitdem Jahrhunderte hindurch das Ziel der Sehnsucht für die deutschen Könige gewesen.
Karls Regententätigkeit.
§ 27. Karls Persönlichkeit. Karl war ein Herrscher, der mit genialer Per M. Einsicht und gewaltiger Tatkraft den verschiedensten Aufgaben, die ihm die twett‘ Regierung seines weiten Reiches stellte, gerecht wurde. Von seiner Persönlichkeit hat uns sein jüngerer Freund und Biograph Einhard ein Bild hinterlassen. Er war ein Mann von mächtigem Körperbau, festem Gang, schönem, grauem Haar und heiterem, gütigem Antlitz. Er erfreute sich bis in sein hohes Alter einer guten Gesundheit; durch Reiten, Jagen und Schwimmen härtete er den Körper ab; in Speise und Trank war er mäßig.
Er kleidete sich nach fränkischer Weise und konnte kaum je dazu vermocht werden, römische Kleidung anzulegen; seine Gewänder ließ er sich von den Frauen seiner Familie anfertigen. Er war ein Mann von gewaltiger Willenskraft und konnte in seinem Zorne furchtbar sein. Aber in ihm wohnte auch ein tiefes, inniges, deutsches Gemüt; er war ein zärtlicher Vater seiner Söhne und Töchter, die er ungern von sich ließ, ein guter Geselle seiner Freunde, freigebig und gütig gegen Fremde. Er war hochbegabt und konnte gut reden. Auch erfüllte ihn ein starker Drang nach Bildung; noch in höheren Jahren wünschte er nachzuholen, was man früher an ihm versäumt hatte, versuchte das Schreiben zu lernen und ließ sich in der Grammatik unterrichten. Mit seinen Freunden besprach er sich über gelehrte Dinge; selbst beim Mahle ließ er sich gern vorlesen. Dabei hatte er auch Sinn für die Heldensagen des deutschen Volkes und ließ sie sammeln; leider ist diese Sammlung unserer Zeit nicht erhalten geblieben.
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Altar_Katserder_Peterskirche Karls Karls
Otto Ii., Otto Itt. und Heinrich Ii.
39
kamen auf der Flucht um, ihr Lager wurde erobert. In dieser Schlacht starb Konrad der Rote, der durch tapferen Kampf seinen Abfall sühnen wollte, den Heldentod.
Seitdem sind die Ungarn nicht mehr nach Deutschland eingefallen. Allmählich wurden sie aus Nomaden ein seßhaftes Volk und nahmen das Christentum an.
§ 39. Die Gründung des römischen Kaiserreichs deutscher Nation.
Einige Jahre nach der Ungarnschlacht konnte Otto zum zweiten Male nach Italien ziehen. Niemand widerstand ihm; er zog in Rom ein und ließ sich von dem damaligen Papste zum römischen Kaiser krönen.^^r-Seitdem wurde es Grundsatz, daß nur die deutschen Könige die römische 962. Kaiserkrone tragen dürften; es entstand das römische Reich deutscher Nation. Als römischer Kaiser galt der deutsche König für den Schutzherrn der Christenheit, für den ersten Herrscher des Abendlandes. Auch das Papsttum ward ihm untertan. Als der damalige Papst von ihm abfiel, ließ er ihn absetzen, einen anderen Papst wählen und die Römer schwören, nie einen Papst ohne seine Einwilligung zu erheben.
Freilich hat die Notwendigkeit, ihre Macht über Italien zu behaupten, gar zu oft die deutschen Könige über die Alpen gerufen; viel deutsches Blut ist auf italischem Boden geflossen, und je öfter die Könige in der Ferne weilten, desto ungehinderter konnte sich die Macht der großen Vasallen in Deutschland entwickeln. Unter Otto dem Großen indessen blieb die Ruhe ungestört, obwohl er den größten Teil seiner letzten Lebensjahre in Italien verbrachte.
Damals ließ er seinen jungen Sohn Otto ebenfalls zum Kaiser krönen und vermählte ihn mit der griechischen Prinzessin Theophano.
Im Jahre 973 starb er zu Memleben. Er war einer der mächtigsten Ottos Tod. deutschen Könige im Mittelalter; von gewaltigem Körperbau, ernstem Blick, hoheitsvoll und ehrfurchterweckend; streng, furchtbar in seinem Zorn und doch leutselig, gern verzeihend, freigebig, von vielgerühmter Treue, dazu von herzlicher Frömmigkeit; die Kaiserwürde erschien ihm als ein ihm von Gott anvertrautes Amt, und ehe er sich die Krone auf das Haupt setzte, pflegte er zu fasten. In Magdeburg, das er besonders geliebt hatte, liegt er begraben.
Ltto Ii., Otto Iii. und Heinrich Ii.
§ 40. Otto Ii. 973 — 983. Otto Ii. bestieg den Thron im Alter von973-983. achtzehn Jahren. Sobald er es vermochte, zog er nach Italien. Er gedachte seiner Herrschaft auch Unteritalien zu unterwerfen, das damals teils
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Rom Italien Deutschland Italien Memleben Ottos Magdeburg Italien
Rückblick auf die Zeit der sächsischen Kaiser.
41
In Italien erschienen um dieselbe Zeit Angehörige eines Volkes, das binnen kurzem sich dort die Herrschaft erwerben sollte, der Normannen.die Nor-Die Normannen hatten sich zuerst im neunten Jahrhundert als kühne Seefahrer und Seeräuber einen furchtbaren Namen gemacht; dann hatte sich zu Beginn des zehnten Jahrhunderts eine Schar von ihnen an der Seine-mündung in der nach ihnen benannten Normandie niedergelassen. Von dort stammten die Ritter, welche zu Heinrichs Ii. Zeit, von einer Wallfahrt nach dem heiligen Lande zu Schiff zurückkehrend, eines Tages im Hafen von Salerno ankamen, das gerade von den Sarazenen bedrängt wurde; sie beteiligten sich an der Verteidigung und retteten durch ihre Tapferkeit die Stadt. Zur Rückkehr eingeladen, kamen sie bald in größeren Scharen, ließen sich nieder und drängten seitdem in fortwährenden Kämpfen Griechen und Sarazenen Schritt für Schritt zurück.
Heinrich Ii. und seine fromme Gemahlin Kunigunde widmeten dersorge^r Kirche besondere Sorgfalt. Der Kaiser sorgte für die Zucht in den Klöstern und gründete am oberen Main in einer bisher immer noch halbheidnischen Gegend das Bistum Bamberg. Er sowohl wie Kunigunde sind von der Kirche heilig gesprochen worden. In Bamberg liegen sie begraben.
Rückblick auf die Zeit der sächsischen Kaiser.
§ 43. Unter dem sächsischen Kaisergeschlecht hatte Deutschland nach Das Reich, innen und außen gewaltige Fortschritte gemacht. Der Zusammenhang des Reiches war enger geworden. Ein Nationalbewußtsein war entstanden; das Wort deutsch, d. h. volkstümlich, das zunächst die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen Sprache bezeichnet hatte, diente nun auch im politischen Sinne zur Bezeichnung des deutschen Staates und Volkes und zu seiner Unterscheidung von Wätschern, d. H. romanischem Wesen. Während vor etwas mehr als hundert Jahren das Reich dem Zerfalle entgegenzugehen schien, bestand jetzt eine starke und anerkannte, mit dem Glanze der römischen Kaiserkrone geschmückte, königliche Macht. Das deutsche Reich war das mächtigste der abendländischen Christenheit.
Auch die deutsche Kultur hatte Fortschritte gemacht. Der Urwald Wirtschaft, wurde stetig zurückgedrängt, der Ackerbau warf höhere Erträge ab, zumal auf den Gutswirtschaften der Könige und Klöster. Schon entstanden die ersten Märkte, wo unter königlichem Schutz die Kaufleute ihre Waren verkauften; Städte erhoben sich, auch in dem bisher städtelosen Sachsen, und hier wurde neben dem Ackerbau auch Handwerk getrieben. Die Bildung Bildung, nahm allmählich zu; doch war sie lateinisch und auch jetzt noch vorwiegend
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46
Die deutsche Kaiserzeit 919—1250.
Da faßte dieser einen raschen Entschluß, um des einen seiner Gegner ledig zu werden; er überwand sich soweit, vor der Kirche sich zu demütigen, um den Fürsten jeden Vorwand zum Abfall zu benehmen. Im Winter begab er sich, von seiner treuen Gemahlin Bertha begleitet, über die Westalpen nach Oberitalien. Der Papst, der sich bereits auf der Reise nach Deutsch* Heinrich in land befand, eilte erschreckt nach der Burg Canossa, die seiner Freundin, Januar' der Markgräfin Mathilde von Tuscien, gehörte. Dorthin kam auch 1077' Heinrich, nicht als Angreifer, sondern um barfuß und im Büßergewande
die Vergebung der Kirche zu erflehen, und erreichte so, daß ihn der Papst
vom Banne löste und ihm das Abendmahl reichte.
Rudvlf von Trotzdem wählten die Fürsten einen Gegenkönig, Rudolf von Schwaben, dieser erhielt bald den Beistand Gregors Vii., der Heinrich
von neuem mit dem Banne belegte. Zwischen Rudolf und Heinrich, der
nach Deutschland zurückgekehrt war, entstand ein Bürgerkrieg. Der bedeutendste Führer der Aufständischen war Otto von Nord heim. Heinrich dagegen fand eine kräftige Stütze an Friedrich von Hohenstaufen, dem Stammvater dieses Geschlechts, dem er auch das Herzogtum Schwaben verlieh und später seine Tochter zur Gattin gab. Der Krieg wurde im Jahre 1080 durch die Schlacht bei Hohenmölsen in der Gegend von Merseburg entschieden; dort siegten zwar die Aufständischen; aber Rudolf verlor im Kampfe die rechte Hand und starb.
Nach dem Tode des Gegenkönigs vermochte sich Heinrich gegen den Papst zu wenden und nach Italien zu ziehen. Nach wechselvollen Kämpfen Heinrichs gelang es ihm, in Rom einzudringen und sich von einem Gegeupapst die Römerzug. ^ai|er{rone aufs Haupt setzen zu lassen. Gregor fand indessen eine Zuflucht in der Engelsburg, in der er belagert wurde. Nach Heinrichs Abzug befreite ihn der Normannenherzog Robert Guiskard, d. h. der Schlaue, der Eroberer und Beherrscher Unteritaliens, der ebenso wie die Päpste in den deutschen Königen seine Gegner sah und darum ihr natürlicher Verbün-Tod deter war. Er führte Gregor nach Salerno, wo dieser im Jahre 1085 Gregors Vii. ^ ätzten Worte waren: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt
und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der Verbannung."
§ 49. Heinrich Iv. und seine Söhne. Auch ferner aber hat es Kaiser Heinrich nicht an Gegnern gefehlt. Ein großer Teil des hohen Adels war lange unversöhnlich. Nicht minder war es die Kirche, die wenige Jahre nach Gregors Tode unter dem klugen und gewandten Papste Urban Ii. einen gewaltigen Aufschwung ihrer Macht erlebte; denn in jene Zeiten fällt der erste Kreuzzug, den die abendländische Christenheit in ungeheurer religiöser Begeisterung zur Eroberung des heiligen Landes unternahm
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Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Deutsch*_Heinrich Burg_Canossa Gregors Deutschland Nord Merseburg Italien Rom Engelsburg Salerno Gregors Gregors
Die Anfänge der Völkerwanderung.
9
Genaueres als' über den Götterglauben unsrer Vorfahren wissen wir über die Mythologie der nordischen Germanen, wie sie in der Edda zusammengefaßt ist. Dort nannte man den obersten Gott Odhin; er feiert in seiner Burg Walhalla fröhliche Gelage mit den erschlagenen Helden, welche die Walküren, die Schlachtjungfrauen, zu ihm emporgetragen haben. Seine Gemahlin heißt Frigg; neben ihr kannte man die liebreizende Göttin Freya. Man erzählte ferner von dem jugendlichen Balder, dem Frühlingsgott; wie die lange Winternacht jährlich gleichsam den Sommer besiegt, so wird Balder von seinem blinden Bruder Hödur erlegt, den Loki, der Gott des Bösen und der Lüge, dazu angestiftet hat. Lokis Tochter hieß Hel, die finstere Todesgöttin, in deren trübseliges Reich alle die hinabsteigen, welche nicht den Tod des Kriegers auf dem Schlachtfelde sterben. In einem letzten Kampfe, so glaubte man, würden die Götter den Riesen unterliegen und die Welt untergehen; aber aus dem furchtbaren Brande werde eine bessere Welt erstehen.
Neben diesen Göttern kannten und verehrten- die Germanen noch die unendliche Menge der Elben (nord. Elfen), die in Haus und Feld, Wald und Heide hausen, der Nixen, die in den Fluten wohnen, der Zwerge, welche die Metallschätze des Erdbodens behüter>^
2. Die Zeit der Völkerwanderung.
Tie Anfänge der Völkerwanderung.
§ 8» In den römischen Grenzlanden waren römische Städte ent- Me standen, z. B. Köln, Mainz, Trier, das zeitweise die Residenz römischer Kaiser war und noch heute mächtige Ruinen römischer Bauten besitzt, sodann in den lanbe' Donauländern Augsburg, Regensburg, Salzburg, Wien. Es hatte sich an Rhein und Donau römisches Leben und römische Kultur angesiedelt; n. a. waren auch die ersten Weinreben am Rhein gepflanzt worden. Mit den Germanen trat man in Handelsverkehr. Man kaufte von ihnen Pelze, Gänsefedern, Haare, mit denen sich römische Frauen schmückten, und Bernstein, der seit alters von der Nord- und Ostseeküste nach Südeuropa gebracht wurde: dafür erhandelten die Germanen Schmucksachen, Waffen und Wein.
Allmählich kam es immer häufiger vor, daß Germanen einzeln oder in Friedliche Haufen über die Grenze wanderten. Je mehr die Bevölkerung wuchs, destotnun^ mehr fehlte es ihnen an Ackerland; die Landnot der Germanen ist eine
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Der erste Kreuzzug 1096—1099.
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Auch das geistige Leben regte sich stärker. Neben den lateinischen Bildung. Prosawerken entstanden bereits deutsche Heldenlieder. Die wundervollsten Denkmäler jener Zeit aber sind die herrlichen Kirchen, die am Rheine und anderswo im romanischen Stil oder Rundbogenstil aufgerichtet wurden, vor allen anderen die Dome zu Mainz, Speier und Worms (s. § 71).
Der erste Kreuzzug. 1096 — 1099.
§ 52. Der erste Kreuzzug. In der Zeit, als der erste der großen Kämpfe zwischen Kaisertum und Papsttum ausgefochteu wurde, entstand die tiefe religiöse Erregung der christlichen Völker des Abendlandes, welche zum ersten Kreuzzug führte. Von jeher waren Wallfahrten nach dem heiligen Vorgeschichte Lande, um an Christi Grabe zu beten und seine Sünden zu büßen, in Kreuzzüge, der Christenheit Brauch gewesen; sie hatten auch unter der Herrschaft der Araber, die seit dem siebenten Jahrhundert im Besitze Palästinas waren, fortgedauert, ohne daß die Pilger wesentlich belästigt worden wären. Aber seit die seldschu(fischen Türken Palästina erobert hatten, wurde es anders, und die Christen hatten Mißhandlungen und Grausamkeiten zu erdulden. Unter diesen Umständen regte sich der Gedanke, durch eine gemeinsame kriegerische Unternehmung die heiligen Stätten zu befreien. Der ritterliche, kampflustige Adel, der das Abendland erfüllte, von der religiösschwärmerischen Stimmung der Zeit ergriffen, zugleich nach abenteuerlichen, beutereichen Fahrten in weite Ferne verlangend, nahm die Anregung mit Begeisterung auf. Die Päpste aber förderten den Plan, weil er eine ungeheure Erhöhung der kirchlichen Macht versprach. 1095 berief Urban Ii. ein Konzil nach der Stadt Clermont im mittleren Frank-Konzil von reich. Dort versetzte sein Wort die Menge in solche Erregung, daß sich etermont Tausende mit dem Ausruf „Gott will es" das Kreuz aufhefteten und sich dadurch zur Teilnahme an dem Zuge verpflichteten. Feurige Prediger trugen die Begeisterung weiter, unter ihnen der Einsiedler Peter von Amiens, von dem die Sage erzählte, ihm sei im heiligen Lande Christus erschienen und habe ihm den Auftrag gegeben, den Befehl zur Befreiung des heiligen Landes dem Papste zu überbringen.
Die ersten ungeordneten Scharen freilich, die unter Peter von Amiens und dem Ritter Walter von Habenichts nach Osten zogen und zum großen Teil aus Gesindel jeder Art bestanden, erreichten nicht einmal das Ziel ihrer Fahrt; wer nicht auf dem Marsche das Leben einbüßte, verlor es unter den Schwertern der Türken in Kleinasien. Dann Der erste aber zogen im Frühjahr 1096 auf verschiedenen Wegen wohlgerüstete Ritterheere dem zum Versammlungsort bestimmten Konstantinopel zu; kein König
Neubauer, Geschichtl. Lehrbuch. B. Hi. 6. Aufl. 4
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Deutschland im dreizehnten Jahrhundert.
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Schildesamt widmen sollte, erhielt zunächst als Edelknabe eine ritterliche Ausbildung in feiner, höfischer Sitte und in der Übung der Waffen; lesen und schreiben freilich lernte er selten. Als Knappe oder Edelknecht sodann begleitete er den Herrn in den Krieg, zur Fehde, zum Turnier, zur Jagd; wenn er sich ritterliche Art und Tugend angeeignet hatte, erhielt er, gewöhnlich im einundzwanzigsten Jahre, den Ritterschlag oder die Schwertleite. Damit nahm er eine Reihe von Pflichten auf sich: die Pflicht, sich immer gesittet und würdig zu benehmen, die Pflicht, Heldenmut und Todesverachtung zu beweisen, Treue zu üben gegen den Kaiser und den Lehnsherrn, die Kirche zu schützen, alle Armen und Bedrängten zu verteidigen, insbesondere immerdar den Frauen zu dienen und für sie einzutreten. Denn Frauendienst und Frauenverehrung sind besonders kennzeichnende Züge des Zeitalters; aus ihnen erwächst als herrliche Blüte die Minnedichtung.
Auch das Leben der vornehmen Frau war anders geworden, als Erliche es zu den Zeiten der Ottonen gewesen war. Höfische Bildung mußte sie besitzen, sorgsam festgestellte Anstandsregeln beobachten. Auch jetzt wurde ein großer Teil ihres Daseins von wirtschaftlichen Pflichten und feiner Handarbeit in Anspruch genommen. Gar manche ritterliche Dame aber besaß höhere Bildung als ihr Gatte und verstand wohl auch Latein, auch einige Kenntnis der Heilkunde wurde von der Frau erwartet. Eine der lieblichsten Gestalten der deutschen Geschichte ist die der heiligen Elisabeth, von deren hoher Frömmigkeit und Mildtätigkeit die Sage erzählt. Sie war eine ungarische Prinzessin. In großer Jugend wurde sie nach der Wartburg geführt; nachdem sie herangewachsen, wurde sie die Gattin des Landgrafen Ludwig von Thüringen. Nach dem Tode ihres Gemahls mußte sie die Wartburg verlassen. Sie starb unter frommen Bußübungen zu Marburg.
Auf den Burgen spielte sich großenteils das ritterliche Leben ab.
Wenn diese in der Ebene lagen, so umgab man sie mit einem tiefen, wasfer-gefüllten Graben. Wenn es aber möglich war, erbaute man sie auf Anhöhen, um sie leichter verteidigen zu können. Auf dem schmalen, steilen Burgweg erstieg man sie; über die Zugbrücke gelangte man in den Zwinger, einen von Befestigungen eingeschlossenen Hof, und dann erst durch das Haupttor der Burg in den Burghof. Da erhob sich der mächtige Burgturm, die letzte Zuflucht, falls die Burg vom Feinde erstürmt wurde; unter ihm befand sich das Burgverließ, der Kerker; zu den oberen Stockwerken führte nur eine Brücke oder Leiter, die man im Notfall wegnehmen konnte. Ferner lag im Burghof der Palas, welcher den großen Rittersaal und die Kemenaten, d. h. die mit Kaminen versehenen Frauengemächer, enthielt; an ihn schloß sich die
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Ludwig_von_Thüringen Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Marburg Burghof
Otto I. der Große. 936 — 973.
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vollem Ernst, von tiefer Frömmigkeit, aber auch von starker Willenskraft. Nachdem er in der alten Kaiserstadt Aachen gewählt worden war, ließ er sich von dem Erzbischof von Mainz salben und krönen; beim Krönungsmahle dienten ihm die Herzöge als Truchseß, Mundschenk, Kämmerer und Marschall. Auf Grund der Großtaten seines Vaters konnte Otto kräftiger auftreten als vor siebzehn Jahren jener.
Aber bald entstand Unzufriedenheit bei den Herzögen, welche sich Aufstände, ungern unterordneten; ihnen schloß sich Ottos jüngerer Bruder Heinrich an. In schweren Kriegen mußte der König seinen Thron verteidigen; aber er siegte. Seinen Bruder begnadigte er. Trotzdem verschwor sich dieser von neuem gegen ihn und plante, Otto in Quedlinburg, wenn er das Osterfest feierte, zu ermorden. Ätzer der Anschlag mißlang, und Heinrich mußte fliehen, wurde jedoch gefangen genommen und in Haft gesetzt. Da trat ein Wandel in seiner Seele ein; er entwich aus der Haft, aber nur, um sich zu Frankfurt im härenen Büßergewande während der Frühmesse des Weihnachtstages seinem Bruder zu Füßen zu werfen. Otto hob ihn auf und verzieh ihm; und seitdem konnte er auf seine unerschütterliche Treue zählen.
Gewaltig aber stand jetzt der König da. Er war stark genug, umdieherzog-Über die Herzogtümer nach Willkür zu verfügen, und vergab sie an tümcr' die, auf deren Treue er am meisten rechnete, an Glieder seiner Familie.
Bayern verlieh er seinem Bruder Heinrich, Lothringen seinem Schwiegersohn Konrad, der den Beinamen der Rote hatte, Schwaben seinem Sohn Liudolf. Er selbst beherrschte außer Sachsen Franken, das keinen Herzog wieder erhielt.
Andrerseits traf er eine Neuerung, die von großer Bedeutung für die Geistliche Geschichte Deutschlands gewesen ist. Der deutsche Staat brauchte, zumal seit yeamte' die Grafen sich weniger als Beamte denn als Fürsten fühlten, Beamte, die dem König ergeben waren und zugleich höhere Bildung besaßen. Diese fand Otto in der hohen Geistlichkeit. So zog er denn Geistliche in seine Umgebung und in seinen Rat; die Bischöfe, welche ihr Lehen nicht auf Nachkommen vererben konnten, belehnte er nicht nur mit reichem Grundbesitz, sondern auch mit gräflichen Rechten; sie waren von nun an in erster Linie Beamte des Reichs, erst in zweiter Linie Beamte der Kirche. Zum Erzbischof von Köln machte Otto seinen jüngsten Bruder Bruno, der sich in segensreicher Weise um die Ausbildung der Geistlichkeit bemühte.
Das Reich Ottos war nunmehr stark genug, um seine Macht auch außer- Wendenhalb seiner Grenzen geltend zu machen. Die Kriege gegen die Wenden Mc9c‘ wurden fortgesetzt und mit großer Grausamkeit geführt. Gero, der Markgraf der wendischen Mark, lud einst dreißig wendische Fürsten zu sich und ließ
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Heinrich Iii. 1039—1056. Heinrich Iv. 1056—1106.
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nach der Burg Giebichenstein bei Halle gebracht. Jedoch erhielt er auf Fürsprache seiner Mutter, der Kaiserin Gisela, die Freiheit wieder; ja, er sollte sein Herzogtum zurückbekommen, wenn er sich entschlösse, seinen geächteten Freund Werner von Kibnrg, der am Aufstande teilgenommen und die Waffen noch nicht niedergelegt hatte, zu bekämpfen. Dessen aber weigerte er sich. Lieber ertrug er an des Freundes Seite Acht und Bann; gegen die Mannen des Kaisers kämpfend, fiel er, ein Beispiel deutscher Freundestreue, mit ihm zusammen im Schwarzwalde.
Im Jahre 1039 starb Konrad und wurde in dem Dom zu Speier,i039. Dessen Bau er begonnen hatte, beigesetzt.
Heinrich Iii. 1039-1056.
§ 45. Heinrich Iii. war ebenso tatkräftigen und herrischen Charakters wie sein Vater; doch unterschied er sich darin von ihm, daß er mehr Sinn für die Kirche und für eine sittliche Erneuerung der Geistlichkeit hatte. Im Jahre 1046 zog er nach Rom, setzte drei miteinander um die Die Kirche, höchste geistliche Würde streitende Päpste ab und ernannte einen deutschen Bischof zum Papst, dem nach seinem Tode drei andere deutsche Päpste folgten.
Er war bestrebt, einen allgemeinen Landfrieden aufzurichten; in öffentlicher Versammlung verzieh er seinen Feinden und forderte das gleiche von den Anwesenden. Aber es fehlte unter seiner Regierung nicht an Ans-2"Uere^ ständen. Nach außen sind seine Kriege mit den östlich von Deutschland Kriege, wohnenden Völkern von Wichtigkeit; nicht nur die Wenden und Böhmen, sondern zeitweise auch die Ungarn erkannten seine Herrschaft an.
Leider starb dieser gewaltige Herrscher in frühen Jahren auf einer Pfalz im Harz. In gefahrvoller Zeit folgte ihm ein sechsjähriges Kind. 1056.
Heinrich Iv. 1056-1106.
§ 46. Die Zeit der Vormundschaft. Für den jungen Heinrich Iv. Agnes, führte seine Mutter, die Kaiserin Agnes von Poitou, die Regierung,
■eine fromme Frau, die aber den wachsenden Ansprüchen der großen Vasallen nicht tatkräftig genug gegenübertrat. Unter der Leitung des Erzbischofs Anno von Köln, eines Mannes von hoher Sittenstrenge, zugleich aber Anno und Don großem Ehrgeiz, bildete sich eine Verschwörung von Fürsten und hohen 9tbai6ert' Geistlichen; und als die Kaiserin auf der Pfalz Kaiserswerth bei dem heutigen Düsseldorf Hos hielt, wurde der königliche Knabe auf ein Schiff gelockt und nach Köln entführt. Seitdem führten Bischöfe die Regte-
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